Die Sommerferien nähern sich in beiden Ländern dem Ende und damit beginnt der Endspurt, in einem sowohl politisch als auch ökonomisch turbulenten Jahr: Was ist 2023 noch drin? Über die aktuelle technische Rezession in beiden Ländern und ihre Ursachen sowie das Aus von Rutte IV und die Folgen haben wir im DNHK-Podcast mit zwei Experten gesprochen, die sowohl Deutschland als auch die Niederlande bestens kennen:
Carsten Brzeski ist Chefvolkswirt der ING Bank, die sowohl in den Niederlanden als auch in Deutschland jeweils 9 Millionen Mitglieder hat und damit eine der größten Banken Europas ist, und fokussiert sich auf die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen in Deutschland und der Eurozone, einschließlich der Politik der Europäischen Zentralbank (EZB).
Otto Fricke ist haushaltspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion und Vorsitzender der deutsch-niederländischen Parlamentariergruppe.
Wirtschaftsausblick fürs zweite Halbjahr: Ist der kranke Mann zurück?
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Im Gespräch mit DNHK-Wirtschaftsredakteurin Janine Damm analysiert der ING-Chefvolkswirt die Lage beider Länder. Mehr als die technische Rezession, in der sich die Niederlande derzeit befinden, besorgt ihn die Stagnation Deutschlands. „Man spürt in den Niederlanden die Folgen der Zinspolitik der EZB“, sagt Brzeski, dabei handle es sich allerdings eher um einen zyklischen Abschwung – und nicht um die strukturelle Transformation und Herausforderungen, denen Deutschland gegenüberstehe. Eine gewaltige Aufgabe. „Wenn wir jetzt aber wieder über Deutschland als den kranken Mann Europa sprechen, dann muss man auch ganz ehrlich sagen: Viele andere europäische Länder haben ähnliche Probleme. Vielleicht nicht die gleichen Probleme, nicht in der gleichen Menge und mit dem gleichen Impact, aber: Fachkräftemangel und demografischen Wandel haben wir in allen Ländern“, so Brzeski.
Und Otto Fricke gibt als Politik-Insider Einblicke in das Berliner Polit-Business – und erzählt im Podcast, wie dort das Scheitern der vierten Regierung unter Ministerpräsident Mark Rutte kurz vor der Sommerpause aufgenommen wurde. Und welche Parallelen er zwischen Berlin und Den Haag derzeit sieht. Seine Entwarnung, trotz einer Berliner Ampel-Koalition im Dauer-Klinsch: „Ich sehe gegenwärtig nicht, dass auch nur eine der drei Regierungsparteien in Deutschland ein Interesse an Neuwahlen hat. Das ist in den Niederlanden anders gewesen“, sagt Fricke. Das Streiten gehöre in einer Demokratie dazu, „aber das Essentielle ist das Vertragen, sprich den Kompromiss zu finden.“ Das Aus von Rutte sei ein schwerer Schlag – nicht nur für die Niederlande, sondern auch für Deutschland. „Mark Rutte, aufgrund seiner Erfahrung und seiner persönlichen Art, war immer ein Vermittler innerhalb der Europäischen Union. Und wenn er wegfällt, ist das auch für die Europäische Union schlecht.“ Und natürlich steht die Frage im Raum: Welche Regierung führt nach den Neuwahlen am 22. November die Niederlande – und mit welcher Agenda? Und was bedeutet der neue Partner für die Zusammenarbeit auf internationaler Ebene und für laufende binationale Groß-Projekte und Verhandlungen wie beim Thema Tennet und Delta Rhine Corridor?
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