Dank einer regen Konsumnachfrage waren die Niederlande in der 1. Jahreshälfte von einer Rezession noch weit entfernt. Im zweiten Quartal beschleunigte sich das Wachstum sogar auf 2,6 Prozent und lag damit deutlich über den Erwartungen der Ökonomen.
Das Zentrale Amt für Statistik (CBS) führt die Entwicklung im zweiten Quartal vor allem auf gute Handelszahlen und eine starke Investitionsdynamik zurück. Aus den Statistiken wird klar, dass Verbraucher und Unternehmen trotz der hohen Inflation mehr Geld ausgaben.
Die Investitionen stiegen um mehr als 5 Prozent. Die Ausfuhren waren um 2,7 Prozent und die Einfuhren um 1,6 Prozent höher als im Januar-März.
Die Wirtschaftswissenschaftler hatten mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gerechnet, aber die höchsten Schätzungen lagen nicht über 1 Prozent. Einige rechneten mit einem Plus von höchstens ein paar Zehntelprozent.
Rezession bleibt erstmal aus
„In den letzten Wochen gab es viele Befürchtungen über eine mögliche Rezession“, sagte Peter Hein van Mulligen, Chefökonom des CBS. „Die heutigen Zahlen zeigen jedoch, dass dies keineswegs der Fall ist“.
In den ersten drei Monaten lag das BIP um 0,5 Prozent höher als im Vorquartal. Dies ist eine leichte Revision gegenüber dem 0,4 Prozent, die das CBS im Juni für das erste Quartal berechnet hatte.
Viele Ökonomen gehen jedoch davon aus, dass das Wachstum im dritten und sicherlich auch im vierten Quartal ins Stocken geraten oder sogar negativ werden könnte, was bei einem Rückgang in beiden Quartalen eine Rezession in der zweiten Jahreshälfte bedeuten würde.
Haushaltsausgaben halten sich in Grenzen
Der starke Anstieg der Inflation hatte die Ausgaben der privaten Haushalte im zweiten Quartal noch nicht hart getroffen. Die Ausgaben der Haushalte waren um 0,9 Prozent höher als im ersten Quartal. Der Staatsverbrauch stieg kaum an.
Die Sektoren Gastgewerbe, Verkehr und Handel schnitten im zweiten Quartal am besten ab. Auch die Anbieter von Unternehmensdienstleistungen sowie die Bereiche Kultur, Sport und Freizeit standen gut da.
Plus von mehr als 5 Prozent im Jahresvergleich
Das BIP war um 5,3 Prozent höher als im zweiten Quartal 2021. Die Verbraucherausgaben stiegen um 7 Prozent als Familien mehr für Restaurants, Kultur und Freizeit sowie Verkehr und Kommunikation ausgaben. Die Ausgaben der Haushalte für Lebensmittel, Wohnungseinrichtungen und Verkehr waren niedriger als im Vorjahr.
„Den größten Beitrag zum Wachstum im Vergleich zum Vorjahr leistete der Konsum“, so Van Mulligen vom CBS. Dieses Wachstum betraf ausschließlich den Dienstleistungssektor, u. A. das Hotel- und Gaststättengewerbe, die Freizeitgestaltung und das Friseurgewerbe. Im letzten Frühjahr machte sich auch in den Zahlen bemerkbar, dass alle Corona-Beschränkungen aufgehoben worden waren und die Niederländer viel unterwegs waren. Sowohl das Hotel- und Gaststättengewerbe als auch die Reisebranche sind in einem Jahr um mehr als 100 Prozent gewachsen.
Die Ausfuhren waren um 6 Prozent höher als ein Jahr zuvor. „Vor allem der Export von Dienstleistungen hat enorm zugenommen. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass viel mehr ausländische Reisende in die Niederlande kamen“, laut Van Mulligen.
Besser als die Nachbarländer
Die Niederlande haben im zweiten Quartal deutlich besser abgeschnitten als ihre Nachbarländer. In Deutschland, dem mit Abstand wichtigsten Handelspartner der Niederlande, kam das Wachstum im Vergleich zum ersten Quartal vollständig zum Stillstand.
Tekst: Jeremy Gray
Quelle: CBS, Pressemeldungen
Foto: Adobe Stock
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