Niederländische Industrie entkommt deutscher Baisse

Anders als in Deutschland wächst die niederländische Industrieleistung – wenn auch langsamer. Die industriellen Einkäufer bestätigen diesen ungewöhnlichen Trend.

Rezession bei der deutschen Industrie – Wachstum in den Niederlanden. Die alte Binsenweisheit „Wenn Deutschland niest, bekommen die Niederlande Schnupfen” scheint außer Kraft gesetzt. Der Nevi-Index vom September bestätigt diese ungewöhnliche Entwicklung: Der Index, der die Stimmung der industriellen Einkäufer widerspiegelt, steht weiterhin bei 51,6. Dies deutet auf ein moderates Wachstum hin.

Ganz anders in Deutschland. Hier sank der sogennante Purchasing Managers Index (PMI) zuletzt auf den niedrigen Wert von 41,7. Alles unter einem Indexwert von 50 spricht für einen Rückgang, alle Werte über 50 für Wachstum. Ökonomen beobachten diese Umfragen genau, da Einkaufsmanager in der Regel frühzeitig auf Daten über die Leistung ihres Unternehmens zugreifen können. Ihre Stimmung wird daher als ein führender Indikator für die gesamtwirtschaftliche Leistung gesehen.

Über die Gründe wird in den Niederlanden zurzeit viel spekuliert. Die Tageszeitung „Het Financieele Dagblad” hat führende Analysten befragt. Sie nannten zwei wesentliche Unterschiede zwischen der deutschen und der niederländischen Wirtschaft: Der deutsche Export beruhe im wesentlichen auf Autos und Maschinen, deren Verkauf zurzeit weltweit unter Druck stehe. Außerdem seien für Deutschland die Märkte in den USA und China sehr wichtig, weshalb sich auch die Handelskonflikte deutlicher auswirkten als auf die Niederlande, die vor allem in europäische Länder exportierten.

Laut einer Studie der niederländischen Zentralbank von diesem Sommer ist die Abhängigkeit der niederländische Wirtschaft von der deutschen in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Bis zur Finanzkrise 2008 und 2009 verlief die konjunkturelle Entwicklung in den Niederlanden und Deutschland nahezu parallel. Nach 2009 änderte sich das. Nun sind die Niederlanden wirtschaftlich enger mit den anderen EU-Ländern verbunden, die konjunkturelle Entwicklung spiegelt das wider.

Quelle: FD