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Die Niederlande und Baden-Württemberg

06.06.2023

Die Niederlande sind für Baden-Württemberg seit Jahren einer der wichtigsten Wirtschaftspartner in der EU. So wurden allein im Jahr 2022 Waren im Wert von rund 17 Mrd. Euro von Baden-Württemberg in die Niederlande exportiert – damit belegen die Niederlande in der Exportstatistik den fünften Platz. Und auch beim Import lagen die Niederlande im vergangenen Jahr auf dem 5. Platz in der Handelsstatistik. Grund genug für ein Interview mit BW-Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut.

Sie waren kürzlich mit einer Delegation von rund 50 Vertretern aus Wirtschaft und Forschung in den Niederlanden auf Handelsreise. Was war das Ziel dieser Reise?

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut: Wir waren in Rotterdam, Den Haag und Eindhoven, um neue Kooperationsfelder im Bereich der Wasserstoffwirtschaft zu identifizieren und um an die bisherigen sehr guten Wirtschaftsbeziehungen vor allem mit der Provinz Nordbrabant anzuknüpfen. Unsere Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Bereits im Rahmen der Delegationsreise konnten mehrere Verträge zwischen niederländischen und baden-württembergischen Unternehmen unterzeichnet werden.

Welche neuen Verträge und Zusammenarbeiten wurden denn konkret vereinbart?

Im Jahr 2014 haben das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg und das Wirtschaftsministerium des Königreichs der Niederlande bereits eine Agenda über die weitere Zusammenarbeit unterzeichnet. Während der Reise wurde diese Agenda erneuert und um wichtige Zukunftsfelder wie die Quantentechnologie, die Batterie- und Brennstoffzellenforschung, die Solarenergie, aber auch die Innovationszusammenarbeit bei H2-Technologien erweitert. Außerdem wurden im Rahmen der Reise zwei privatrechtliche Vereinbarungen zwischen baden-württembergischen und in den Niederlanden ansässigen Firmen bzw. Forschungseinrichtungen geschlossen, die die Zusammenarbeit bei der nachhaltigen Energieerzeugung zum Inhalt haben.

Gibt es auch konkrete Vereinbarungen im Bereich Wasserstoff? Auf dem Programm stand unter anderem eine mehrstündige Rundfahrt durch den Rotterdamer Hafen... 

Die Niederlande sind nach Deutschland aktuell Europas größter Wasserstoffproduzent. Sie verfügen über eine sehr gute Hafen- und Pipelinestruktur. Viele der baden-württembergischen Unternehmen beschäftigen sich bereits intensiv mit dem Thema Wasserstoff, etwa indem sie für den eigenen Bedarf in kleine Erzeugungsanlagen investieren. Um unseren Bedarf insgesamt decken zu können, wird jedoch Wasserstoff in großen Mengen aus dem Ausland importiert werden müssen. Der Hafen Rotterdam könnte dabei ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt sein. Es gibt Überlegungen für eine Pipeline, die entlang des Rheins bis Ludwigshafen, Karlsruhe und möglicherweise Basel gehen wird. Das kann für Baden-Württemberg eine wichtige Versorgungsachse werden.

Für den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft wird aktuell Wasserstoff gehypt. Muss der zwingend von Anfang an „grün“ sein, also allein mit erneuerbaren Energien erzeugt?

Baden-Württemberg hat sich als Land zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu werden. In diesem Transformationsprozess unseres Industrie-, Wirtschafts- und Technologiestandorts werden Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien eine entscheidende Rolle spielen. Der Einsatz von Wasserstoff wird insbesondere dann einen signifikanten Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele in verschiedenen Sektoren (Industrie, Energie, Verkehr) leisten können, wenn dieser langfristig aus erneuerbaren Energien – und damit CO2-neutral – gewonnen wird. Vorübergehend kann aber auch Wasserstoff aus anderen CO2-armen Herstellungsverfahren zum Einsatz kommen.

Es gibt bereits vorbildliche Beispiele für die Zusammenarbeit zwischen niederländischen und baden-württembergischen Unternehmen. In welchen Bereichen läuft die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern gut und wo könnte sie noch besser sein?

Baden-Württemberg und die Niederlande und hier vor allem die wirtschaftsstarke Provinz Nordbrabant arbeiten bereits in den Bereichen Industrie 4.0, Künstliche Intelligenz und Batterieforschung sehr gut zusammen. Das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg könnte sich weitere Forschungsprojekte in wichtigen Zukunftsfeldern wie der Wasserstoffwirtschaft oder der nachhaltigen Mobilität vorstellen, da hier zwei Partner zusammenkommen, die sich hervorragend ergänzen. Im Gegensatz zu anderen Ländern wie der Schweiz und Frankreich sehen wir mit den Niederlanden keine Handelshemmnisse durch verschärfte Entsenderichtlinien oder sonstige bürokratische Hindernisse. Im Gegenteil, wie oben bereits ausgeführt, sind die Niederlande ein wichtiger Handelspartner für Baden-Württemberg. Auch die langjährige Zusammenarbeit der baden-württembergischen Firma TRUMPF mit ASML zeigt, dass es keine Hürden bei der Auftragsabwicklung gibt. Der jeweilige Markt ist für beide Seiten offen und frei zugänglich.

 

Fragen: Janine Damm

Foto: Katja Bartolec

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